Wie gehen wir ins neue Jahr? Mit Haltung!
Wie gehen wir ins neue Jahr? Mit Haltung! Aber was ist damit gemeint? Das aufrechte Stehen mit durchgedrücktem Rückgrat? Vorsichtig! Sowas kann auch ein Bär, bevor ihn eine Kugel in die offene Brust trifft. Ein geschmackloser Vergleich? Vielleicht. Aber die Welt ist so. Und es gibt Länder, in denen immer noch auf Bären geschossen wird. Leider. Warum dann dieser Vergleich? Weil die widerliche Jagd auf Bären den Zustand unserer Welt ziemlich gut beschreibt. Es geht also um ungleiche Kräfte, um unerwartete Angriffe, um Unaufrichtigkeit und fehlende Sicherheit. Und besonders schaurig wird es, wenn sich der verkleidete Jäger in Gestalt des Försters nähert. Und was hat das alles mit „Haltung“ zu tun? Vieles! Lesen Sie selbst!

Haltung, was ist das?
Gemeint ist hier nicht das Ergebnis körperlicher Ertüchtigung, was dennoch gut wäre, gemeint ist das Ergebnis eines geistigen Prozesses aus Selbsterkenntnis und Wahrnehmung der Außenwelt im Abgleich. Daraus entsteht eine Haltung, die dann von Bedeutung ist, wenn dieser Prozess unter der Bedingung nüchternem Realismus geschieht. Aber genau daran scheint es uns seit langem zu mangeln. Deshalb ist vieles, was heute unsere Haltung ausmacht, im Grunde nichts weiter als „Meinung“, die ja bekanntermaßen nicht viel mit der Wirklichkeit zu tun hat. „Haltung“ wäre also eine zutreffende, präzise Antwort auf die Fakten, die unsere heutige Welt bestimmen. Also, an den Anfang!
Die Faktenlage
Die geopolitische Situation wird von drei Autokratien beherrscht, die das Ziel haben, die Welt in Einflusszonen aufzuteilen. Das bedeutet, dass diese Autokratien sich nicht nur nach Innen so verhalten, sondern eben auch nach außen. Wertorientierungen außerhalb ökonomischer Ziele gibt es dabei nicht mehr. Amerika will lukrative Deals, Russland die Wiederherstellung seiner ehemaligen imperialen Größe, China will den Welthandel kontrollieren. Europa wird dabei „aufgelöst“, so weit es das nicht schon selbst durch Uneinigkeit in die Wege geleitet hat. Wir lernen: Politik ist nur noch Gewinnmaximierung, reines Profitstreben.
Die Konsequenzen sind klar erkennbar. Amerika will aus jedem militärischen Konflikt in der Welt wirtschaftliche Vorteile ziehen, militärisch aber nicht involviert sein. Russland will nach der Unterwerfung der Ukraine den Westen soweit destabilisieren, dass die autokratischen Strukturen stabil sind, um das eigene Land weiter durch Oligarchen auszusaugen, China will durch die Unterwerfung Taiwans die Weltwirtschaft kontrollieren, denn Taiwan stellt fast alle in der Welt benötigten Halbleiter her. Ohne die geht nirgendwo was!
Die Welt, in der wir Exportweltmeister waren, existiert nicht mehr. Aus Verbündeten und Handelspartnern sind Gegner geworden, die mittlerweile ebenfalls hochtechnisierte Produkte herstellen – und zwar zu wesentlich günstigeren Konditionen. Wir wollten das viel zu lange nicht wahr haben.

Der Blick nach Innen
Ach, die „alte“ Welt war so bequem! Drum haben wir lange geschlafen. Deutschland ist deshalb in keiner Krise, die durch konjunkturelle Sofortmaßnahmen wieder behoben werden könnte. Deutschland braucht ein komplett neues Selbstverständnis, das unangenehme Wahrheiten nicht länger verleugnet. Unser Bildungsniveau ist seit Jahrzehnten kontinuierlich gesunken. Unsere Verteidigungsfähigkeit ohne amerikanischen Schutz gab es nie, unser Sozialstaat ist der am besten ausgestattete auf der ganzen Welt und mittlerweile kaum mehr bezahlbar, unsere Asylpolitik – wie moralisch überzeugend sie auch war – ist in vieler Hinsicht gescheitert.
Und unsere Befindlichkeit? Sie ist immer noch geprägt von Bequemlichkeit und Anspruchsdenken. Wir betrachten den Staat als eine Art „Lieferservice“ ohne zu erkennen, dass wir selbst ein Teil dieses Staates sind, jeder Einzelne von uns. Zu viele bestellen, ohne dafür zahlen zu wollen. Nur so funktioniert das System nicht! Wirtschaft und Wohlstand sind nicht vom Himmel gefallen, sondern vormals hart erarbeitet. Verteilen kann man nur, was zum Verteilen übrig ist. Eine immer schwächer werdende Volkswirtschaft setzt da aber Grenzen. Es ist Besorgnis erregend, wenn man dem, der darauf hinweist, ein flapsiges „Bullshit“ entgegnet. Fakten ändern sich nicht, nur weil sie uns nicht passen. Wenn ein Teil der Bevölkerung zu Unrecht behauptet „Wir sind das Volk“, dann bringt das die Konjunktur noch lange nicht in Bewegung, spaltet aber. Offensichtlich sind wir schon viel zu tief eingetaucht in die Welt der falschen Narrative, von denen man glaubt, sie würden die Realität beschreiben, in Wahrheit aber nur wenigen in ihren absurden politischen Zielen nützen.
Ein schlimmes Beispiel für dysfunktionales Denken geben Menschen, die Polizei, Feuerwehr, Rettungskräfte und medizinische Dienstleister angreifen, weil sie der Meinung sind, ihre irrationale Unzufriedenheit gäbe ihnen dazu ein Recht. Wer so handelt, hat nicht verstanden, wie Gesellschaft funktioniert, der hat sich aus der solidarischen Gesellschaft verabschiedet und sein Recht auf Solidarität und Hilfe verwirkt, der hat ein Recht auf höchstmögliche Bestrafung.
Der Blick nach vorn
Wenn wir nicht endlich anfangen, ehrlich zu uns zu sein und die ach so lieb gewonnenen Strukturen und Gewohnheiten nüchtern zu hinterfragen, dann ist uns kaum zu helfen. Wir brauchen mutige Investoren, kluge technologische Entwicklung, neue Handelspartner und die Bereitschaft, uns von unbegründeten Annehmlichkeiten zu verabschieden. Ja, es wird sich vieles ändern müssen, in fast allen Bereichen der Gesellschaft! Und es wird wehtun. Aber nur wenn alle beteiligt sind, werden Änderungen Erfolg haben. Der Staat muss endlich wieder den Mut haben, nicht nur zu liefern, sondern auch zu fordern. Und diese Forderungen richten sich sowohl an den missbräuchlichen Bürgergeldempfänger wie an den wohlhabenden Steuerhinterzieher, den Schulschwänzer wie an den Schwarzarbeiter, den vorsätzlich Krankfeiernden wie an den Umweltsünder. Gibt es alles nicht? Leider eben doch! Und das Fatale an dieser Tatsache ist ja, dass alle die, die berechtigt Leistungen in Anspruch nehmen müssen, die als Vermögende ihre Steuern überzeugt zahlen, jede Überstunde abrechnen und sich allzu oft durch harte Arbeitstage kämpfen, verunglimpft und beleidigt werden.
Es ist nicht mehr der größere Teil der Gesellschaft, der das System als ganzes zusammenhält. Aber es wird so nicht mehr lange halten. Und wenn wir wollen, dass endlich wieder in unsere Wirtschaft investiert wird, dann müssen wir den Investoren dafür gute Gründe liefern. Das mittlerweile rechtsradikale „Wir sind das Volk“ in Verbindung mit Träumen millionenfacher Abschiebung von Migranten, das wird uns eines Tages unsanft aus den unappetitlichen Phantasien ethnischer „Reinheit“ holen. Spätestens dann, wenn in den Bundesländern mit entsprechender politischer Mehrheit kein Mensch mit Migrationshintergrund mehr in Kliniken und Pflegeheimen wird arbeiten wollen. Gleichwohl müssen wir über unsere Asylpolitik erneut nachdenken. Das sind aber zwei verschiedene Themen. So weit sollte man denken können.
Haltung braucht Mut
Kurz vor Beginn des neuen Jahres ist es wohl ein guter Zeitpunkt, realistisch in die Vergangenheit und in die Zukunft zu schauen. Beides braucht Ehrlichkeit und Mut. Und ohne Mut gibt es weder Zukunft noch Hoffnung. Zum Mut gibt es keine Alternative. Deshalb wünschen wir Ihnen für die Zukunft ganz viel Mut. Dann gibt es auch wieder Grund zur Hoffnung. Wir werden aber auch viel Geduld brauchen, denn grundlegende Änderungen vollziehen sich nicht über Nacht. Für das kommende Jahr 2026 wünschen wir Ihnen also Mut, Geduld und Hoffnung – und davon sehr viel – natürlich auch Gesundheit, ohne die alles andere gar nichts ist! Lassen Sie uns am Ende von 2026 wieder zurück und in die Zukunft schauen und uns fragen, wieviel wir dann schon an Veränderung erreicht haben.
Alles Gute für das Jahr 2026 wünscht das Team des
bfh Finanzhaus Berlin
