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Deutsche Wirtschaft zwischen Optimismus und Realität

Deutsche Wirtschaft zwischen Optimismus und Realität. Es tut sich was in der deutschen Wirtschaft. Tatsache! Aber tut sich auch viel? Richtig, Wirtschaft ist zum Teil abhängig von psychologischen Tendenzen, sagen wir mal Hoffnung. Aber Hoffnung bedeutet „Stimmung“ – und Stimmung produziert keinen Mehrwert. Wie ist eine Momentaufnehme der deutschen Wirtschaft also zu deuten. Zunächst wollen wir die Fakten beschreiben, dann bewerten. Eins ist sicher, das Bild bleibt ambivalent.

Die deutsche Wirtschaft ist eine Baustelle

Die Entwicklung

Zukunft lebt von Optimismus. Zukunft lebt aber auch von Fakten. Tatsache, die deutsche Wirtschaft ist optimistisch. Die Regierung hat viel Geld locker gemacht. Das allein hilft aber nicht, wenn die Mittel nicht wirksam eingesetzt werden. Das aber erscheint gar nicht so einfach. Viel Geld in einem dysfunktionalen System bewegt wenig. Und da liegt ein Problem. Eine Wirtschaft, die sich durch die längsten Genehmigungsverfahren der Welt kämpfen muss, bleibt ineffektiv. Fazit: Geld ohne schlanke administrative Verfahren bewirkt nichts. Eine bis zur Groteske aufgeblähte Bürokratie versucht sich selbst zu erhalten. Darin liegt die größte Herausforderung der Politik, darin liegt aber auch das größte Hemmnis.

Tatsächlich war der wirtschaftliche Beginn des Jahres gar nicht so schlecht. Die Zahlen lagen sogar im Plusbereich. Bei Licht betrachtet war diese Tendenz aber der Prävention gegen die zu erwartenden Handelshemmnisse aus USA geschuldet. In Erwartung hoher Handelszölle wurden viele Käufe und Exporte von Waren vorgezogen. Ein Wachstum als Impuls ohne Nachhaltigkeit. Das zweite Quartal zeigt bereits wieder einen anderen Trend. Tendenz offen, aber wohl negativ.

Natürlich gibt es objektiv positive Impulse. Die Auftragslage in der Rüstungsindustrie löst auch Nachfrage im Bereich der Zulieferung aus. Das hat Bestand und könnte sich zum nachhaltigen Wachstumsbereich entwickeln.

Auch der Konsumklima-Index schwenkt auf „positiv“. Ebenfalls ein psychologischer Effekt. Das Vertrauen in die Regierung steigt, die Konsumbereitschaft ebenfalls. Das ist eindeutig positiv!

Die Probleme bleiben

Die deutsche Wirtschaft leidet immer noch an den alten Problemen. Da wäre die amerikanische Zollpolitik, die den Handel mit den USA nachhaltig hemmt. Energie ist weiterhin zu teuer. Auch das lässt sich nicht von heute auf morgen ändern. Die Ministerin für Wirtschaft, Frau Reiche, plant eine umfangreiche Ausweitung von Gaskraftwerken zur Stabilisierung ständig verfügbarer, günstiger Energie, wird aber dafür schon wieder von grünen Nachhaltigkeits-Fanatikerin angegriffen. Die sozialen Kosten, die das Lohngefüge belastet, steigen beständig. Kein Land in Europa ist medizinisch so krank wie Deutschland. Ist das wirklich dem „Druck“ des Arbeitsalltags geschuldet, oder der sanften sozialen Absicherung? Der „gelbe Schein“ ist ein bequemer Weg zur Verweigerung. Bundesdeutsche Beschäftigte fallen neben Urlaub und Feiertagen an zusätzlich 19 Tagen pro Jahr aus. Der absolute Spitzenwert in internationalen Vergleich.

Der Arbeitsmarkt zeigt ein ganz besonderes Paradoxon. Die Boomer gehen in Rente, der Arbeitsmarkt dünnt aus, aber die Zahl der Arbeitslosen wird immer größer und könnte bald wieder die 3 Millionen-Marke erreichen. Wie passt das zusammen? Die Zeit der Hilfsarbeiter-Jobs auf dem Bau sind vorbei. Arbeiten im Niedriglohn-Sektor werden häufig von ausländischen Beschäftigten ausgeführt, die im Rahmen der EU-Freizügigkeit völlig legal in Deutschland tätig sind. Hoch qualifizierte Arbeitskräfte werden aber händeringend gesucht. Daran herrscht zunehmend Mangel. Deutsche Arbeitslose sind also oftmals unterqualifiziert. Deutschland hat offensichtlich ein Bildungsproblem.

Fazit

Der deutschen Wirtschaft geht es weiterhin nicht gut. Konjunktur und Handel lassen sich nicht durch Anordnungen steuern, sondern durch Investitionen und wirtschaftsfreundliche Rahmenbedingungen. Eine in die Krise geratene Wirtschaft aus ihrer Agonie zu holen, ist eine Langzeitaufgabe, bei der man gleichzeitig an vielen Stellschrauben drehen muss. Kommen dazu auch noch unkalkulierbare Ereignisse in der internationalen Politik, braucht die Wirtschaft das Durchhaltevermögen eines Iron-Man, gepaart mit den geschickten Händen eines geduldigen Gärtners, der knospende Triebe schützt.

Die gesicherte Zukunft unserer Wirtschaft ist aber auch abhängig von der schonungslosen Revision unseres Sozialstaates und seiner Sicherungssysteme. Dabei darf es keine Denkverbote geben, keine „heiligen Kühe“ der Gewohnheit und Bequemlichkeit. Wir wollen und müssen unseren Sozialstaat sichern, aber dafür kann er nicht so bleiben, wie er sich heute darstellt. Die Analyse der Probleme ist längst abgeschlossen und die Fahrt gegen die Wand absehbar. Verweigern wir uns weiterhin der Realität mit ihren Fakten, ist der Crash nur noch eine Frage des Zeitpunkts.