Die häufigsten Ursachen für eine Betriebsunterbrechung sind Feuer, Explosion und Wasserschäden.
FAQ Die 10 wichtigsten Fragen und Antworten zum Thema Betriebsunterbrechung Berlin
1. Was ist eine Betriebsunterbrechungsversicherung?
Eine Betriebsunterbrechungsversicherung schützt Unternehmen vor finanziellen Verlusten, die entstehen, wenn der Betrieb aufgrund eines versicherten Schadens (z. B. Brand, Sturm, Leitungswasserschaden) zeitweise nicht fortgeführt werden kann.
2. Wann tritt die Versicherung ein?
Die Versicherung greift, wenn ein Sachschaden an versicherten Gütern (z. B. Gebäude, Maschinen, Waren) zu einer Betriebsunterbrechung führt, also wenn infolge des Schadens keine oder nur eingeschränkte Produktion bzw. Leistungserbringung möglich ist.
3. Welche Schäden sind versichert?
Typischerweise sind die gleichen Schadenursachen abgedeckt wie in der zugrunde liegenden Sachversicherung – etwa Feuer, Sturm, Hagel, Leitungswasser, Einbruchdiebstahl oder Elementarschäden. Nur Schäden, die in der Sachversicherung gedeckt sind, können auch zur Betriebsunterbrechung führen.
4. Was ersetzt die Betriebsunterbrechungsversicherung?
Sie ersetzt den entgangenen Betriebsgewinn und die fortlaufenden Fixkosten (z. B. Mieten, Löhne, Leasingraten), die während der Unterbrechung weiterlaufen. Ziel ist es, den finanziellen Zustand des Unternehmens so herzustellen, als wäre der Unterbruch nicht eingetreten.
5. Wer braucht eine Betriebsunterbrechungsversicherung?
Besonders empfehlenswert ist sie für Produktionsbetriebe, Handwerksbetriebe und Dienstleistungsunternehmen, die stark von ihrer Infrastruktur, Maschinen oder IT-Systemen abhängig sind und im Schadenfall schnell existenzbedrohende Umsatzverluste hätten.
6. Welche Arten von Betriebsunterbrechungsversicherungen gibt es?
- Kleine oder Feuer-Betriebsunterbrechungsversicherung (Basisdeckung)
- Erweiterte BU-Versicherung mit zusätzlichen Gefahren (z. B. Elementarschäden)
- BU durch technische Gefahren (Maschinen- oder Elektronikversicherung)
- Lieferketten- oder Rückwirkungsschadenversicherung, wenn Zulieferer betroffen sind
7. Wie lange zahlt die Versicherung im Schadensfall?
Die Entschädigungsdauer wird vertraglich festgelegt – meist zwischen 3 und 12 Monaten. Sie beginnt mit dem Schadenereignis und endet, wenn der Betrieb wieder normal läuft oder die vereinbarte Frist abgelaufen ist.
8. Wie wird die Versicherungssumme festgelegt?
Basis ist der erwartete Jahresgewinn plus die jährlichen Fixkosten. Diese Summe sollte dem tatsächlichen Wert entsprechen, damit im Schadenfall keine Unterversicherung entsteht. Eine sorgfältige betriebswirtschaftliche Analyse ist empfehlenswert.
9. Welche Voraussetzungen müssen erfüllt sein, damit der Versicherungsfall anerkannt wird?
Es muss ein versicherter Sachschaden vorliegen, der unmittelbar zur Unterbrechung führt. Bloße Markt- oder Lieferprobleme, Personalausfälle oder behördliche Anordnungen ohne Sachschaden sind meist nicht gedeckt (außer bei speziellen Policen).
10. Was ist der Unterschied zwischen Betriebsunterbrechungs- und Ertragsausfallversicherung?
Inhaltlich sind beide Begriffe oft synonym. In manchen Fällen bezeichnet „Ertragsausfallversicherung“ eine ähnliche Deckung für bestimmte Branchen (z. B. Gastronomie, Landwirtschaft) – der Zweck ist jedoch gleich: Ersatz des entgangenen Ertrags aufgrund eines versicherten Sachschadens.
🔧 Fallbeispiel: Produktionsausfall nach Brand
Unternehmen: Metallverarbeitender Betrieb
Versicherungen: Sachversicherung + Betriebsunterbrechungsversicherung
Versicherte Gefahren: Feuer, Sturm, Leitungswasser
Entschädigungsdauer: 6 Monate
1. Schadenereignis
Ein Brand zerstört Teile der Produktionshalle und mehrere Spezialmaschinen.
Die Fertigung steht für 3 Monate komplett still, bevor nach Instandsetzung und Ersatzbeschaffung wieder produziert werden kann.
2. Wirtschaftliche Auswirkungen
- Monatlicher Umsatz: 250.000 €
- Variable Kosten (Material, Energie, Fracht): 100.000 € pro Monat
- Fixkosten (Miete, Löhne, Leasing, Versicherung etc.): 80.000 € pro Monat
- Monatlicher Betriebsgewinn: 70.000 €
Ohne die Betriebsunterbrechungsversicherung müsste der Betrieb also:
- seine Fixkosten zahlen (80.000 € x 3 Monate = 240.000 €)
- seinen Gewinnverlust tragen (70.000 € x 3 Monate = 210.000 €)
→ Gesamter Schaden: 450.000 €
3. Versicherungsleistung
Die Betriebsunterbrechungsversicherung ersetzt:
- entgangenen Betriebsgewinn: 210.000 €
- fortlaufende Fixkosten: 240.000 €
→ Gesamte Entschädigung: 450.000 €
Die Sachversicherung ersetzt zusätzlich die Reparatur und Wiederbeschaffung der Maschinen und Hallenteile.
4. Ergebnis
Dank der Versicherung kann das Unternehmen:
- Löhne weiterzahlen
- Vertragsverpflichtungen erfüllen
- den Wiederaufbau finanzieren, ohne Liquiditätsprobleme
- den Geschäftsbetrieb nach drei Monaten geordnet wieder aufnehmen
Ohne Versicherung hätte der Betrieb wahrscheinlich Kredite aufnehmen oder Personal entlassen müssen – mit langfristigen Folgen für Kundenbeziehungen und Wettbewerbsfähigkeit.
💡 Wichtiger Praxistipp
Die Versicherungssumme sollte jährlich überprüft werden, damit sie dem aktuellen Ertragsniveau und den Fixkosten entspricht.
Unterschätzung führt zur Unterversicherung – und damit zu einer anteiligen Kürzung der Leistung im Schadenfall.
🧮 Formel zur Ermittlung der Versicherungssumme
Versicherungssumme=(Jahresumsatz−variable Kosten)=Jahresdeckungsbeitrag\text{Versicherungssumme} = (\text{Jahresumsatz} - \text{variable Kosten}) = \text{Jahresdeckungsbeitrag}Versicherungssumme=(Jahresumsatz−variable Kosten)=Jahresdeckungsbeitrag
Der Jahresdeckungsbeitrag setzt sich zusammen aus:
Deckungsbeitrag=Fixkosten+Jahresgewinn\text{Deckungsbeitrag} = \text{Fixkosten} + \text{Jahresgewinn}Deckungsbeitrag=Fixkosten+Jahresgewinn
Das bedeutet:
Versicherungssumme=Fixkosten+Jahresgewinn\text{Versicherungssumme} = \text{Fixkosten} + \text{Jahresgewinn}Versicherungssumme=Fixkosten+Jahresgewinn
💡 Erklärung der Bestandteile
- Fixkosten: Kosten, die auch während einer Betriebsunterbrechung weiterlaufen (z. B. Mieten, Gehälter, Leasingraten, Versicherungen, Zinsaufwand).
- Jahresgewinn: Der kalkulatorische Gewinn, den das Unternehmen bei planmäßigem Umsatz erzielt.
- Variable Kosten: Kosten, die wegfallen, wenn keine Produktion stattfindet (z. B. Rohmaterial, Energie, Transport).
📊 Beispielrechnung
Jahresumsatz: 3.000.000 €
Variable Kosten: 1.200.000 €
Fixkosten: 900.000 €
→ Jahresgewinn: 900.000 €
Versicherungssumme=900.000€+900.000€=1.800.000€\text{Versicherungssumme} = 900.000 € + 900.000 € = 1.800.000 €Versicherungssumme=900.000€+900.000€=1.800.000€
Diese 1.800.000 € bilden die Basis der Betriebsunterbrechungsversicherung.
Bei einer Unterbrechung von z. B. drei Monaten (ein Viertel des Jahres) wäre der theoretische Entschädigungsanspruch:
1.800.000€12×3=450.000€\frac{1.800.000 €}{12} \times 3 = 450.000 €121.800.000€×3=450.000€
– genau wie im Beispiel davor.
⚠️ Praxistipp zur Berechnung
- Analysieren Sie regelmäßig den aktuellen Jahresabschluss, um die Fixkosten und den Gewinn korrekt zu erfassen.
- Wenn Umsätze stark schwanken oder saisonal sind, empfiehlt sich die Verwendung eines mehrjährigen Durchschnitts.
- Prüfen Sie jährlich, ob die Versicherungssumme noch realistisch ist – ansonsten droht Unterversicherung, d. h. eine anteilige Kürzung im Schadenfall.